Zürich, 19.9.2018 – Medien geraten ins Kreuzfeuer der Kritik, wenn sie angebliche Gerüchte oder Falschmeldungen in Umlauf bringen. In Diktaturen ersticken rigorose Zensuren den Zugang zur Wahrheit. Die diesjährige «Ladanyi-Vorlesung» in der Katholischen Hochschulgemeinde aki in Zürich beleuchtete den Medienalltag in China.
Medienalltag in China
Berichten Journalisten in China über Themen wie Katastrophen, politische Ereignisse oder Menschenrechtsfragen, ist das in der Regel unproblematisch. Wollen sie sich aber ein adäquates Bild über eine komplexe Wirklichkeit machen, stellt sie das vor grosse Herausforderungen. Die chinesische Sicherheitsbehörde führt ausländische Journalisten gerne an ausgewählte Schauplätze, um ein bestimmtes, parteikonformes Bild zu vermitteln. Guter Journalismus bedeutet jedoch, möglichst nahe an die Wahrheit heranzukommen, ohne Menschen zu gefährden. «Die Knacknüsse liegen darin, wen man anspricht und worüber man berichtet», so ARD Journalistin Ariane Reimers, «Journalisten sollten die Einladungen der chinesischen Sicherheitsbehörde deshalb annehmen, sich vorgängig aber selbst erkundigen und anschliessend die verschiedenen Eindrücke abgleichen.»
Perspektiven der Medienethik
Die diesjährige «Ladanyi-Vorlesung» stand ganz im Zeichen des Medienalltags in China. 55 Personen folgten der Einladung des Ladanyi-Vereins zum Thema «Auf dem Velo gegen die Fake-News: Medienalltag in China». In seiner Einführung ging Stephan Rothlin SJ auf die Grundwerte der Medienethik ein. Sowohl in der christlichen als auch in der konfuzianischen Ethik bilden Würde, Bildung und Tugend die Basis ethischen Handelns. ARD Journalistin Ariane Reimers erläuterte in ihrem Referat den Medienalltag in China. Sie beleuchtete die Frage, wie es möglich ist, sich in China ein adäquates Bild über eine komplexe Wirklichkeit zu machen. Filmausschnitte über ihre 2100 Kilometer lange Velotour veranschaulichten ihre Ausführungen.
Nach dem Referat und der anschliessenden Podiumsdiskussion mit Ariane Reimers, Christoph Waldmeier und Stephan Rothlin SJ lud Marcello Robbiani, Präsident des Ladanyi-Vereins, die Teilnehmenden zum Apéro.
Programm
18.30
Begrüssung durch Prof. Dr. Marcello Robbiani und anschliessende Einführung durch P. Dr. Stephan Rothlin SJ
18.45
Ariane Reimers, ARD Journalistin
Filmvorführung «Auf der Spur der Christen in China» mit anschliessendem Referat «Auf dem Velo gegen die «FakeNews» – Medienalltag in China»
19.30
Podiumsgespräch mit Ariane Reimers, Pfr. Dr. Christoph Waldmeier und P. Dr. Stephan Rothlin SJ
20.00
Apéro und Austausch
Ariane Reimers wurde 1973 in Hamburg geboren. Nach ihrem Abitur 1992 studierte sie in Hamburg Journalistik, Geschichte und Politikwissenschaften. Anschliessend folgte ein Auslandsjahr in Argentinien. Von 1999 bis 2001 absolvierte sie ein Volontariat beim Norddeutschen Rundfunk und arbeitete bis 2006 als Reporterin, unter anderem für das politische Magazin Panorama des NDR. Von 2006 bis 2008 war sie als freie Korrespondentin des ARD Studios in Singapur tätig. Danach folgten zwei Jahre als Redakteurin und Chefin vom Dienst für ARD-aktuell/Tagesthemen. 2010 gelang ihr der Sprung als Auslandkorrespondentin in das ARD Studio nach Peking. Seit Januar 2016 ist sie wieder im ARD Hauptstudio in Berlin.
2006 erhielt Ariane Reimers für ihren Magazinbeitrag «China – das Dorf der vergessenen Kinder» den 2. TV-Preis des Axel-Springer-Preises für junge Journalisten. Der Beitrag berichtet über das Schicksal von Kindern, deren Eltern zum Tode verurteilt wurden. Ebenfalls 2006 wurde sie in München als «CNN-Journalist of the Year 2006» geehrt. Ihre gesellschaftskritische Reportage handelt von einem Vater in der Todeszelle sowie um Kinder von Kriminellen in Peking, die von der eigenen Familie sowie vom Staat ausgeschlossen werden. 2011 erhielt Reimers den Förderpreis des Hanns-Joachim-Friedrichs-Preises für ihre Berichterstattung nach dem Eintreffen des vom Tohoku-Erdbeben ausgelösten Tsunami an der Ostküste Japans.
Das Video der 2100km langen Velotour von Tibet in die Sichuan Provinz (Qinghaisee-Xining-Chengdu) ist zu sehen unter dem Link https://www.youtube.com/watch?v=zJY_F4Q2REw
Pfr. Dr. Christoph Waldmeier, Co-Präsident der Œkumenischen Gesellschaft Schweiz China, war von 1987 bis 2003 in Hong Kong Universitäts-, Industrie- und Gemeindepfarrer und Beauftragter für Chinabeziehungen des Schweiz. Evang.
Kirchenbundes.
P. Dr. Stephan Rothlin SJ, Geschäftsführer der CSR Rothlin Ltd, Direktor des Macau Ricci Institute, Co-Autor des Grundlagenwerks «International Business Ethics – Focus on China 2015», ist seit 1998 mit seinen Teams in Forschung und Lehre der Internationalen Wirtschaftsethik in Peking und Hongkong tätig.
Trägerschaft
Eine Veranstaltung des zehnjährigen Ladanyi-Vereins Ethics in Action in Zürich präsidiert von Prof. Dr. Marcello Robbiani, initiiert von P. Dr. Stephan Rothlin SJ, CEO der CSR Rothlin Ltd Peking und Hongkong, Direktor des Macao Ricci Institute.
Schirmherrschaft
Pascal Couchepin, Alt-Bundesrat
Dr. Irene Giner-Reichl, Botschafterin Österreichs in Brasilien
Dr. Felix Gmür, Bischof des Bistums Basel
Dr. Erwin Schurtenberger, ehem. Botschafter der Schweiz in China
Katholische Hochschulseelsorge, aki
Hirschengraben 86, Zürich
Mittwoch, 19.September 2018, 18.30 Uhr